Weißensee bei Füssen – eine kleine Wanderung

Im Landkreise Ostallgäu in Bayern liegt der Weißensee, ein natürlicher See mit einem Umfang von 6,1 km. Sein Name wird hergeleitet von seinem schimmernden  Erscheinungsbildes wegen der Kalkablagerungen oder wegen der uralten Geschichte des Alemanne "Wizo", der sich um ca. 600 n. Chr. an diesen Ort zurückzog. Eingebettet in das Landschaftsschutzgebiet des Faulenbachtals und des gleichnamigen Weißensees offenbart dieser Ort eine mysteriöse Schönheit.

Auch hier war der Lechgletscher einer der Formgeber. Am Weißensee soll auch Toteis mitgewirkt haben, das ist der umgangssprachliche Name für sich nicht mehr bewegendes Gletschereis. Es hat den Kontakt zum aktiven Gletscher verloren und wird so nach und nach mit Sedimenten aus dem Schmelzwasser des Gletschers bedeckt. So formte das Eis den Weißenseeberg, in dessen Wald- und Bergschatten über bald breitere, bald schmalere Wege, Trittstufen und Wurzeln, an kleinen und größere Wasserfällen vorbei und schließlich über den Hugo-Ludwig-Steg man den See gemütlich umrunden kann. Sogar ein kleines Felsentor gibt es hier.

Bevor der Steg gebaut wurde, konnte man den See nur schwerlich umrunden, denn an einem Felsvorsprung fällt das Ufer steil ab, was einige Kraxelei erforderte. Über die festgefrorene Eisdecke des Weißensees wurde  Baumaterial und  Maschinen für den Steg transportiert, vom Eise aus errichtet. Die beiden Urlauber und Namensgeber des Stegs Hugo Städtgen und Ludwig Prem kamen für die Kosten auf. Die Umrundung ist nicht mit dem Kinderwagen möglich.

Bei den Seewänden des Weißensee liegt einer der älteste Siedlungsplätze, der bisher im Ostallgäu entdeckt wurde. Die bei Ausgrabungen gefundene Dinge wurden auf etwa 12.000 v. Chr. datieren. „Abri“ nennt man altsteinzeitliche Wohnstetten an Felsüberhängen und in Felsspalten.

Mit einer Länge von 2,2 Kilometern von Ost nach West, einer mittleren Breite von knapp 600 Metern und einer Tiefe bis zu 25 Metern bedeckt der See eine Fläche von 1,35 Quadratkilometern und hat ein Einzugsgebiet von knapp 15 Quadratkilometern. Renken, Zander, Hechte, Aale, Schleien, Saiblinge, Seeforellen und Karpfen leben in ihm, während sich auf ihm Schwäne, Haubentaucher, Blässhühner und mehrere Arten Wildenten tummeln. Vom Westen her speist der „Bergbach“ den See, der Abfluss erfolgt im Osten in die „Füssener Achen“.

Die hinreisende Landschaft mit den hohen Bergen beflügelt die Fantasie und so ranken sich auch Sagen um den See. Eine Legende erzählt von den

Drei Fräulein vom Weißensee:

Zu alten Zeiten herrschten drei edle Fräulein über das gesegnete Land um den Aggenstein. So lange sie in harmonischem Miteinander lebten, war alles wohl. Doch eines Tages entbrannte ein Streit zwischen den drei Schwestern. Zur Mittagsstunde standen sie auf dem Wehrgang der Burg und blickten über ihr das Land.

„Mir die Burg und das Land gehen Mittag“ sagte die Älteste.
„Das will ich für mich!“ rief die Jüngste.
Die Mittlere aber verwünschte ihre Schwestern für ihre Gier und sprach: „Dass euch doch die Erde mitsamt dem Grunde verschlinge!“

Der Schrecken der Antwort manifestierte sich in einem fürchterlichen Donnerschlag. Als ob die Berge über dem Tal zusammenschlügen, erfüllte ein Krachen und Bersten die Luft – grad so als ob das Ende der Welt gekommen sei. Die Tannen stürzten in dichten Reihen den Berg hinab, Felsbrocken prallten gegen die Burg, dass die Feste erzitterte. Dann war es still, kein Vogel sang, Dunkelheit hüllte das Land in tiefste Finsternis, und aus der Tiefe drang das Gurgeln der wilden Wasser und Bäche. Als sich die Sonne wieder zeigte waren die drei Fräulein waren verschwunden, da lag der See am schroffen Alpenfels und glitzerte als sei nichts gewesen. In manchen nächtlichen Stunden vernimmt man das trauriges Klagen der Unglücklichen aus der Tiefe des Sees, und zur Stunde des Frevels erklang noch lange ein unheimliches Gewisper im Schilfe wieder:

„Druje hands g’hött, jeda hauts g’wöllt,
Koina hauts kriat – schenk du mir die Liab!“

Dreien hat es gehört, jede hat es gewollt
Keine hat es bekommen, schenk du mir die Lieb´.

In der Nacht, so sagen die Einheimischen, höre man von Weißensee wildes Geschrei „hau! hau!“ rufen. Das Holz würde unruhig und die Bäume bewegten ihre Wipfel als schüttelten sie sich. So hat ein jeder Ort seine Geschichten und wer sie kenn, läuft sicherlich etwas anders den Pfad entlang.

Etwas trübt den Ausflug: Es führt über das Ostufer eine riesige Stromleitung nach Vils. Das knistern und knacken ist sehr unangenehm, außerdem verläuft parallel zum Nordufer die B310. Zeit flinken Fußes weiter zu ziehen.

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