Ihr Kreaturen, kommet! Los! Kommet all!

Ihr Kreaturen, kommet! Los! Kommet all!
Zur Ausrichtung kommt in Augias’ Stall,
und spürt, was beschlossen in finsterer Nacht
der Oberen Schergen für Kummer euch bracht.

Gedruckt in Gazetten ganz harmlos und rein,
Gesendet im TV für Groß und für Klein,
Versteckt in der Werbung sonnenklar steht –
wie man mit Querulanten am besten umgeht!

Gib Ruhe, Knecht, wärst gern anderswo
Nicht nur der Büttel wär´ da erleichtert und froh.
Jetzt pass dich doch endlich der Herde an
damit man wieder normal leben kann!

Los! Beugt dich, Bückling! Auf die Knie
fürs Sakrament und danket wie Vieh!
Leb arm unterm Joche! Wer wagts – Wer verneint?
Der richtige Druck und die Scharr ist geeint. (LH)

Viel, viel zu wenig

Vorbei die warmen Sommertage,
Erste Nebel verhüllen das Land.
Ich sehe in Kinderaugen Klage
Wart‘ ja selber noch gebannt.

Auf einen kleinen Schmetterling
Egal ob bunt, gülden oder braun
Auf ein flüchtig zartes Flatterding
Taumelndtanzend anzuschauen.

An den großen Rosen nippend,
In den Sommerlüften gleitend,
auf langen Blüten wippend,
Auf den Gräsern reitend.

Schmerzlich wissend hoffend
Sind wir in Erklärungsnot.
Denn zu viele Augen sind gebrochen,
Zu viele sind monsantotot.

Lasst alles so :-(

Zu verlieren haben Frau und Mann,
so tut ein jeder was er kann,
Für den Erhalt was lieb und teuer,
Um zu füllen Wanst und Scheuer.
Frönt für den Vertrieb der Zeit
Meinstream-Dumfug lag und breit.
Wird so mit Vorsatz klein gemacht,
Belogen, dass der Balken kracht,
Gewogen dann in trugvoll Ruh,
Schließt Herz, Verstand und Ohren zu.
Läßt bluten sie an Leib und Seele,
Belauerts Pack – das es nicht fehle,
Nicht abweicht von der Standardnorm,
Duldend nur die gängig´ Form.
Jedem, der sich dagegen wehrt,
Der laut spricht: Das ist verkehrt!
wird vorverurteilt, alsbald verkannt,
Denn so lebt Staat und Denunziant.

Es ist mal wieder Muttertag

Zum Dank für alle Arten Plag‘
ist einmal jährlich Muttertag.
Die Schule schickt Anfragen
ob wir nicht einen Kuchen haben.
Verkauft wird der im Kommerztempel
und noch irgendwelcher Krempel.
Zu Haus der Tisch damit bestellt,
geht super schnell, kost‘ nicht die Welt.
Ob Wein mit Herzchen, Schokolade,
Blumengrüße, Dekoteile, alles fade.
Man kann ja so viel Schwachsinn schenken,
braucht gar nicht drüber nachzudenken.
Alles ist adrett verpackt –
der Handel ist da echt auf Zack.

Wer seine Mutter wahrhaft liebt,
ihr nicht von all dem Müll da gibt.
Sondern schenkt ihr Zeit für sich,
deckt öfters mal den Frühstückstisch.
Räumt sein Zimmer gründlich auf,
das es nicht so riecht daraus.
Macht sich von allein an Aufwasch ran,
strengt sich in der Schule an,
schmiert selber sich das Pausenbrot.
Bringt ihr nicht Kummer, Sorge, Not,
Ist alle Tag´ ein gutes Kind,
weil das wahre Freuden sind.

Mir bescherte der Muttertag einen Wandertag im Weitnauer Tal, hinauf auf den Sonneck.

Blick auf den Hauchenberg und die Nagelfluhkette im Hintergrund weiß bestäubt.

Des Mäusleins Wanderschaft

Es wollt ein Menschlein neu beginn´
nach einem Schicksalsschlag.
Es erhob mit Weh und Ach
von Einsamkeit die Klag´.
Zu seines Herzens stiller Freude
da wollt es sich begeben.
Doch wie so oft kommts anders
als gedacht in einem langen Leben.
Es sah mit Graus und Schaudern
Das Land und Leute nicht sein Ding,
Die Sehnsucht nach Verlorenem, 
der Kummer zu feste an ihm hing.
Was nützte es zu tun, was stand
in des Freundes Macht,
Wenn keiner ständig da zum Troste
tags ja, doch nicht bei Nacht.
Des Herzens Weh mit Eisenfäusten
Fest das Menschlein hielt umfangen,
Es wehrte sich, es kämpfte kurz
Und ist ganz heim gegangen.

Nun ruhet in der Erde Schoß
was über blieb von ihm. 
Am Ende war es doch umsonst
Im Tod ists uns verziehn. 

Meine Heimat

Heidi Thaler

 Ich liebe das sanfte hüglige Land,

Mit Feldern bis zu Dorfes Rand.
Die dichten Wälder nach Pilzen duften,
Wo der Mensch muss emsig schuften.

Ich liebe die Tümpel der Niederungen
Wo Froschgequak ans Ohr gedrungen.

Den schaurig Ruf der Kauze bei Nacht,
Amselgesang, wie die Wildente lacht.
Ich liebe die stillen Gassen und schiefen Zäune,
Hör Hähne schrein wenn ich träume.
Die Rosenhecken beim morschen Zaun,
Wildes Gestrüpp, schön anzuschauen.
Ich liebe des Baches Murmeln im tiefen Grund,
Sein Tosen und Rauschen manche Stund.
Darüber schwankender Steg aus Brettern alt –
Mein Schritt darauf seit Jahren verhallt.
Ich liebe die Quelle im Garten entsprungen,
Die deutschen Weisen die wir gesungen.
die alten Eschen, die stattliche Weide –
Sie barg uns lieblich mit grünem Kleide.
Ich liebe die Bäume überreich an Früchten,
Sind hell leuchtend von Weiten zu sichten.
Der fruchtbaren Ackerfurche herber Duft,
Das stürmisches Keimen der neuen Frucht.
Ich liebe die Würze von Heu und Laub,
Die großen Strohpuppen im Herbste gebaut.
Auf Pflastersteinen holpernde Wagen
Reiche Ernte den Mieten zutragen.
Ich liebe des Nebels wabrige Pracht,
Die laue Luft in der Sommernacht,
Das blubbrige modern im Moor,
Das Quietschen vom ehernen Tor.

Ich liebe das Dröhnen der Glocke im Turm,
Das Jaulen und Orgeln in machem Sturm.
Wie im Gemäuer die Winde wispern,
Manche Dinge heimlich knistern.
Ich liebe die Weite, die Stille der Auen,
Von der Höhe übers Land zu schauen.
Ich sehs im Traume so deutlich und klar:

Es ist nicht mehr, es schmerzt, es war.

Wer hätte es vorher zu sagen vermocht
Wie in der Fremde das Herz sehnsüchtig pocht.
Die Vernunft so manchen in die Ferne zwingt
Die Heimat der Seele tiefen Frieden bringt.

Landeruns Weihnacht

Ich erbitte mir zur Sonnenwendzeit

das es draußen gar nicht schneit,
das alles ruhig und friedlich bleibt,
versteckt im Schnee, bedeckt mit Reif.
Das der Frost das Näschen kneift
Dampf vor dem Gesicht aufsteigt.
Yul, du klare, helle Winternacht,
in der ich meiner Ahnen stets gedacht.
In der ich ruhig sinnend steh´ im Schnee,
dankbar bin für Glück und Weh. 
Das ich wachs an dem was war,
Stark bin für das kommend Jahr.
Das die Ruhe unsrer Welt
nicht in sich zusammen fällt.
Das wir noch lange sind auf Erden,
jeden Tag ein bisschen besser werden.
Das man begreift der Liebe ganzen Wert,
man die Menschen achtet, ehrt.
Sie so sein lässt wie sie sind,
sieht die Wahrheit wie ein Kind.
ohne Schleier, einfach, schlicht,
dass Wut und Hass daran zerbricht.
Und wenn ich gehe einstmals heim,
so soll es aufrecht, ohne Ängste sein.

Wollt ihr dem Volk nicht?

Wollt ihr dem Volk nicht Liebe geben?
Wie eine Mutter es vermag,
die führet ihre Kinderschar fröhlich durch den Tag.
Wollt ihr dem Volk nicht Frieden geben?
Der da kehrt in alle Herzen ein,
dass ein Ende hat sinnlos Not und Pein.
Wollt ihr dem Volk nicht Hoffnung geben?
So wie der Himmel es verspricht,
wenn man sich für alle Zeiten nach sein‘ Geboten richt‘.
Wollt ihr dem Volk nicht Freude geben?
Sodass sie frohen Mutes sind,
 ihre Pflichten zu erfüllen, Mann und Frau bis hin zum Kind.
Wollt ihr dem Volk nicht Ordnung geben?
An der sie halten könnten sich,
dass Recht bleibt Recht und Gesetz nicht brich´.
Wollt ihr dem Volk Geduld nicht geben?
Lasst alle lernen wie das geht,
dass man sich über alle Grenzen zuhört und versteht.
Wollt ihr dem Volk nicht Güte geben?
Das nicht kalt lässt fremdes Leid,
 während ihr noch debattiert macht das Grauen sich schon breit.
Wollt ihr dem Volk nicht Haltung geben?
Das nicht gleich einen Streit entsteht,
an dem ja nur immer das Volk zugrunde geht.
Wollt ihr dem Volk nicht Milde geben?
Da wo jene angebracht,
dass künftig kein Verbrecher mehr über seine Opfer lacht.
Wollt ihr dem Volk nicht Wahrheit geben?
An der man euch erkennt,
dass ihr ehrlich seid, wahrhaftig, ja und da seid, wenns auch brennt.
Wollt ihr dem Volk nicht Anstand geben?
Dass ihr ehrt die Elternschaft,
 und sowie unsre Ahnen unverbrüchlich Werte schafft.
Wollt ihr dem Volk nicht Treue geben?
Dass sie sehen, ihr bleibt da,
keiner tritt sogleich zurück, wie es so oft schon war.
Wollt ihr dem Volk nicht die Demut geben?
Denn wo ihr seid, seid ihr durchs Volk,
nur gemeinsam sind wir fähig zum dauernden Erfolg.
Wollt ihr dem Volk nicht Keuschheit geben?
Das man sieht ihr haltet Maß.
Weh Euch! Unser Fleiß und Arbeit ist nicht eures Lebens Fraß.
Doch was ihr gebt sind hohle Phrasen, Eure Gier ist riesengroß.
Ihr bereut es dann Ende, wenn der Sturm bricht endlich los.

 

Des Säufers Ende

 Auf einer stillen Wiese da lag ein löchrig Strumpf,
dessen trauriger Besitzer versank gerad im Sumpf.
Es fragten sich die Sylphen: Was macht der Kerl denn hier? 
Nur eine fand die Antwort: Er stank ganz arg nach Bier.
Zuvor laut grölend hat er Haus und Hof verzockt,
fuhr auf seinem Suffe: Oh, nein! Ich habs verbockt.
Sprang von der Kneipenbank, schlug an sich seine Birne, 
sah fortan nur noch tausende funkelnde Gestirne.
Es wankt der Säufer taumelnd durch die Hütte
es quält ihn und er spricht: „Herr, ich hätte eine Bitte.
Wie bring ichs meiner Alten bei – vielleicht wie ein Poet?
Damit sie mich nicht gleich mich erschlägt, sagst du mir wie das geht?“
Doch sein Gott hüllt sich in Schweigen, so wie er es immer tut,
da bemächtigt sich des Säufers riesenhafte Wut.
Von neuen latscht er in die Kneipe, säuft alle Reste aus,
bis seine Zechkumpane zur Tür ihn werfen raus.
Noch mehr hat er geladen, noch wilder wollt er sein, 
doch fängt er an zu greinen: will nur noch heim, ach heim. 
Sein drohend Weib erscheint in nebligen Gedanken, 
„Darauf hab ich kein Bock, mit der jetzt noch zu zanken.“
Es treibt ihn etwas vorwärts, dass ihm schon lange nachgeht,
eins von dem Schrecknis, von dem im Buch der Bücher steht. 
Es ist das schlecht´ Gewissen, das auf bergeshöh anwächst,
welches das stärkste Stamperl niemals ganz weghext.
So rennt er weiter tief in die Nacht hinein,
es grinst der Teufel Alkohol: „Auf gehts, so soll es sein!“ 
Die Würfel sind gefallen, versoffner armer Tor, 
wart nur noch ein Weilchen, stehst Petrus Tore vor.
Da übersieht er eine Wurzel, schlägt lag hin auf den Leib, 
ein Kobold hielt sie in den Lauf zu seinem Zeitvertreib. 
Davon ihm tut so schrecklich der Leib so dolle weh. 
Benommen wankt er weiter, taumelt vorwärts, übergibt sich da am See.
Er schlägt sich wimmernd durch den Wald und durch dürre Binsen, 
des Moores Wasserpfützen im Mondelicht dunkel grinsen. 
Schon stolpert er, kraucht bald auf allen Vieren. 
„Was schwankst du Welt? Wer greift nach mir? Kommt’s nur von den Bieren?“
Laut erschallt sein Wehgeschrei, im Moor er nun versinkt. 
Aus des stillen Sees Nebeln des Todes Knochenhand ihm winkt. 
Die Sylphen sehen schaudernd zu – um den Säufer wars nicht schad´.
Im Moor da findet er nun Ruh´, sein Odem blubbrig Blase ward.
Sie flochten ihm ein Kränzelein, legtens an jene Stell, 
von Distel und Vergiß-nicht-mein, an der das End kam schnell.

 

Der Tannen Tau – Gedicht

Im gleißend Morgenlichte
da hab ich es gesehen:
An dunklen, grünen Tannen
viel Wassertröpfchen stehen.

Der Nebel brachte sie dahin
und auch auf Wald und Wiesen.
Aus funkelnd Kugeln wurde Eis,
aus Kleinen wurden Riesen.
Sie hängen da wie Eine,
zusammen sind sie groß,
an der gewaltgen Tanne
all aus der Erde Schoß
So wie es über Nacht gekommen
verschwand es mit dem Lichte,
Doch fühlbar ist ein Neubeginn,
so wars schon oft in der Geschichte.
Mit jedem neuen Nebel
werden ihrer immer mehr
Wenn genug beisammen sind,
Vertreibt kein Flimmern mehr das Heer.
Hetze, Lüge, Kriegsgeschrei,
der Schrecken aller Mütter,
aus vielen tausend Kehlen schallt
Tosend wie ein Gewitter.
Nicht das Klagen unsrer Kinder,
nicht das Mahnen unsrer Alten
nicht das Wehe! unsrer Mütter
wird vom Kampfe uns abhalten.
Falsch Zeugnis bringet Hass,
und schrecklichste Gefechte.
Wenn sie all‘ gefallen sind,
weiß keiner: wer war denn nun der Rechte?
Schuldig ist, wer es getan,
und die, die sahen auch nur zu,
Unter einem Leichentuche
finden endlich alle Ruh‘.